Mespilus Germanica

- Eigenschaften: sommergrün und winterhart, recht anspruchslos, robust und pflegeleicht, sehr wertvoll: Blütenschmuck, Fruchtschmuck, Blattschmuck, Wildobst- und Vogelschutzgehölz, bienenfreundliche Nektar- und Pollenpflanze, heimische Wildpflanze
- Mögliche Gefahren: Leichte Angfälligkeit für Pilzkrankheiten. Schorf und verschiedene Blattfleckenkrankheiten sind häufig die Folge eines feucht-warmen Sommers. Ebenso kann es zu einem Befall mit Spitzendürre (Monilia) kommen, die dazu führt, dass die Triebe nach der Blüte absterben. Um einer Ausbreitung entgegenzuwirken, sollte man die befallenen Äste bis ins gesunde Holz zurückschneiden. Etwas empfindlich auch gegenüber dem Feuerbrand, einer meldepflichtigen Bakterieninfektion. Sie ist vor allem in Obstbauregionen ein Problem, da sie auch Birnen und Äpfel befallen und daher in Obstplantagen große Schäden anrichten kann. Zur Vorbeugung von Blattkrankheiten empfiehlt sich Entfernung des einen oder anderen älteren Astes, da die Kronen älterer Pflanzen sehr dicht werden können.
- Ursprung: Herkunft ist nicht eindeutig geklärt, vermutlich liegt ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet in Vorderasien, obwohl ihr lateinischer Name („germanica“) nicht gerade darauf schließen lässt. Im Orient kultivierte man die Mispel schon vor 3.000 Jahren. Etwa 1.000 Jahre später wurde sie schließlich von den Römern nach West- und Mitteleuropa gebracht. Während man im 19. Jahrhundert das Obstgewächs in vielen Bauerngärten fand, ist die Mispel heute eher eine Rarität. Erst durch ein zunehmendes Interesse an Wildfrüchten ist das pflegeleichte und robuste Obstgehölz wieder gefragt.
- Wuchsform und Geschwindigkeit: baum- oder strauchartiger Wuchs, entwickelt im Alter eine ovale, ausladende Krone. Wilde Mispeln sind spärlich mit Dornen bewehrt, die meisten Kultursorten sind aber dornenlos.
- Höhe: je nach Standort 6 Meter
- Breite: Kronenbreite alter Mispeln 6 bis 7 m
- Blütezeit: Ende Mai bis Anfang Juni, wegen der späten Blütezeit kaum spätfrostgefährdet
- Blüte: 3 bis 5 cm groß, weiß
- Befruchtung: selbstfruchtbar, daher kann schon gute Ernte mit einem Baum möglich. Eine zweite Mispel in der Umgebung erhöht allerdings die Zahl der bestäubten Blüten.
- Laub: Blätter bis zu 15 cm lang und unterseits leicht behaart. Herbstfärbung: von der Spitze her gelb mit unregelmäßigen roten und grünen Flecken, wobei der untere Teil länger grün bleibt.
- Boden und Bodenfeuchte: idealerweise mäßig trocken bis frisch und nicht zu nährstoffarm. Ideal sind lehmige, tiefgründige und gut durchlässige Böden mit hohem Kalkanteil. Sie dürfen auch gerne größere Steine enthalten. Sandige Substrate sollten mit reichlich Kompost angereichert werden.
- Lichtanspruch: gedeiht bevorzugt an einem sonnigen, möglichst warmen und geschütztem Standort, aber auch in halbschattiger Lage.
- Früchte: essbar; aufklaffende Fruchtspitze, an der man noch die fünf schmalen Kelchblätter erkennen kann. Raue Schale, gelb- bis orangebraun.
- Erntezeit: Gegen Ende Oktober, Anfang November werden die Früchte reif. Sie sind ohne Frosteinwirkung sehr hart und sauer, aber wenn man mit der Ernte bis nach dem Frost wartet und die Früchte einige Wochen lagert, werden sie weich, leicht säuerlich und sehr aromatisch.
- Geschmack: aprikosenartig, angenehm säuerlich, sehr aromatisch
- Verwendung: Als Obstgehölz, aber auch als Brutgehölz für die heimische Tierwelt. Ihre pollenreichen Blüten werden gern von Pillenwespen, Pelzbienen, Honigbienen und anderen Insektenarten angeflogen und auch die Früchte sind bei Vögeln wie Kernbeißer, Amsel und Ringeltaube beliebt.
- Verwendung der Früchte: Erst durch Frosteinwirkung und entsprechender Lagerung wird das Fruchtfleisch weich, angenehm säuerlich und damit genießbar. Handelt es sich um sogenannte Wilde Mispeln, reichen kurze milde Nachtfröste um -3 Grad Celsius nicht aus. Mispeln werden – wie Schlehen – daher entweder nach dem Frost gesammelt oder vor der Verarbeitung mindestens einen Tag in der Gefriertruhe gelagert. Die Früchte können zu Marmelade, Mus oder Obstwein verarbeitet werden. Wegen des hohen Pektingehaltes gelingen Gelees besonders gut.
- Gesundheitlicher und anderer Nutzen: In der Volksmedizin kamen die vollreifen Früchte wegen ihrer entzündungshemmenden Wirkung zur Linderung von Nieren- und Harnwegs-entzündungen zum Einsatz. Sie sind reich an Vitamin C. Außerdem enthalten die unreifen Früchte aber auch die Rinde und die Blätter Gerbstoffe, die früher zum Gerben genutzt wurden.
Text: www.mein-schoener-garten.de
Bild: pixabay / ariesa66
Rezepte
Für Mispelmarmelade werden Mispelmus und der Saft einer Zitrone (für ein Kilo Mus) mit Gelierzucker im Verhältnis 1:1 oder 2:1 gekocht. Mispelmus stellt man her, indem man die Früchte teilt, weich kocht und passiert. Verfeinern lässt sich das Ganze mit Vanille oder Zimt. Für Gelee müssen die Früchte erst entsaftet werden. Für einen Liter Saft rechnet man mit vier bis fünf Kilo Mispeln. Der Mispelsaft wird dann mit Gelierzucker im Verhältnis 2:1 gekocht.
Mispel-Fruchtleder
Zutaten
Mispeln
Dörrgerät oder Backblech und Backofen
Zimt (nach Geschmack)
Zur Herstellung von Mispelmus die Mispeln am besten vorher in reife und unreife Früchte sortieren. Die unreifen meist gelblichen (noch harten) Mispeln entweder an einem warmen Ort nachreifen lassen, oder direkt aus ihnen Saft herstellen. Früher wurden sie mit Heu bedeckt, damit sie nachreifen. Die reifen Mispeln erkennt man an ihrer braunen Farbe und daran, dass sie bei Fingerdruck etwas nachgeben. Sie brauchen vorher nicht kleingeschnitten werden, da sie dabei bereits schnell zermatschen. Zucker ist nicht nötig, da das Mus bereits sehr süß ist.
Für das Mispel-Fruchtleder: die Mispeln waschen und halbieren, falls sie noch nicht weich genug sind, in einen großen Topf mit etwas Wasser geben und etwa eine halbe Stunde köcheln lassen. Zwischendurch das Umrühren nicht vergessen, damit nichts anbrennt.
Anschließend kann das Fruchtgemisch durch ein Sieb oder eine Flotte Lotte passiert werden. Das entstandene Mus wird anschließend etwa einen Zentimeter dick auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech oder auf die Schale eines Dörrgeräts verteilt. Es wird solange gedörrt bzw. gebacken, bis die Feuchtigkeit vollständig entzogen ist. Mit dem Dörrgerät dauert es etwa 12 Stunden, im vorgeheizten Backofen bei etwa 50°C etwa halb so lang. Hier nicht vergessen, einen Holzlöffel in die Ofentür zu klemmen, damit die Feuchtigkeit gut verdampfen kann.
Nach dem Dörren (Trocknen) wird das Leder vorsichtig vom Untergrund abgezogen, in Streifen oder eine andere beliebige Form geschnitten und fertig ist das selbstgemachte Naschwerk. Guten Appetit!