Allmenden sind Flächen, die einmal jede Dorfgemeinschaft hatte und die die Selbstversorgung der Gemeinschaft sichergestellt hat. Es wurde sich gemeinsam nach bestimmten Regeln um die Fläche gekümmert und es war auch Ort für Tradition und Fest.
Die Allmende ist ein Kristallisationspunkt, der im dörflichen wie im urbanen Raum eine Produktion vor Ort mit der sozialen und kulturellen Umwelt des Lands und seiner Bewohner:innen verbindet. Die Allmende ist auch ein Generationenvertrag, bei dem wir aufbauen und anpflanzen, was andere ernten werden, bei dem wir erhalten und pflegen, was in Zukunft genauso gebraucht werden wird wie heute.
Wie stellen wir uns die Waldgarten-Allmende der Uhlbacher Allmenden vor?
Die Gemeinschaft wächst mit den Bäumen.
Wir knüpfen mit dem Projekt an die Tradition der historischen Allmende an. Wir wollen auf den Flächen des ehemaligen Obstbau-Betriebes der Familie Hammer an diese Tradition anknüpfen. Mit vielen Händen und wenig Maschinen sollen gemeinsam gesunde Lebensmittel angebaut und lokal geteilt werden. Im Mittelpunkt stehen die gemeinsame Pflege und Nutzung der Fläche, sowie der Aufbau und die Pflege einer resilienten und tragfähigen Gemeinschaft. Vielen Menschen soll die Möglichkeit gegeben werden, zu lernen, wie sie ihre Lebensmittel selbst anbauen und verarbeiten können, womit Natur und Lokalklima gepflegt statt geschädigt werden. Auch soll damit ein Schritt hin zu einer Ernährungssouveränität der Region gedacht und geschafft werden.
Wie soll geerntet und gepflegt werden?
Wir fühlen uns verantwortlich und organisieren Pflege- und Ernteeinsätze über die Jahre. Als Menschen der Essbaren Region, Vereinsmitglieder, Uhlbacher*innen und Freund*innen haben wir uns verabredet über Generationen den Waldgarten zu pflegen, uns für das Lokalklima einzusetzen und gemeinschaft zu leben. Ob ausgebildete Fachkraft oder im selbstorganisierten Studium erlernte Fähigkeit oder einfach mit Lust und Laune am Organisieren, in der Klimakatastrophe und Gemeinschaftleben, kann jede*r mitmachen. Die Ernte- und Pflegeeinsätze dienen auch zum niederschwelligen Kennenlernen. Als Projektgruppe organisieren wir die Einsätze und laden in der Essbaren Region ein.
Du hast Lust in der Projektgruppe (als Organisierendes Gremium) mit zu machen, sende uns gerne eine Mail an uhlbacher-allmenden@riseup.net.
Die historische Allmende
Schon vor den Römern und bis in die Zeit der Industrialisierung, durch die unser Planet für uns zusehends unbewohnbar wird, wurden Lebensmittel und Gebrauchsgüter in privaten Gärten und auf den Allmenden produziert. Allmenden waren Wiesen, Wälder, Flüsse, Äcker, aber auch Produktionsgebäude oder Wirtshäuser. Die Allmenden wurden von den Menschen aus der Umgebung genutzt, verwaltet und gepflegt. Es gab klare Absprachen und Zuständigkeiten, wer die Allmende benutzen kann und wie mit der Allmende umgegangen wird. Es galt darauf zu achten, dass sie erhalten und für zukünftige Generationen erneuert werden. Die Osingengemeinden (zwischen Würzburg und Nürnberg) verlosen auf diese Art noch heute ihre Flächen, um allen Bäuer*innen die Chancen auf gute Böden zu ermöglichen.
Allmenden wurden für den Anbau, aber auch für gemeinsame Feste, Bräuche oder als Rückzugsorte verwendet. Es sind sowohl Orte des sozialen Miteinanders als auch Orte für die Selbstversorgung mit dem Lebensnotwendigem. Unsere heutigen Urbanen Gärten, SoLaWis, selbstverwaltete Läden oder Gemeinschaftsküchen können durch ihren sozialen, gemeinschaftlichen und produktiven Charakter an das Kulturgut der Allmenden anknüpfen.
weiterführende Links
Wikipedia: Bürgerweide Bremen
Wikipedia: Aufstand der 104 Männer
Podcast
Über einen der Aufstände in deutscher Geschichte und den damit verbundenen Angriff auf die Allmenden
Radikale Reformation: Der Bauernkrieg/
Literaturempfehlungen
Paradise Lost – Vom Ende der Vielfalt und dem Siegeszug der Monokultur von Florian Hurtig
500 Jahre Bauernkriege. Widerstand gegen Landraub und Ausbeutung von 1525 bis heute von Florian Hurtig
Pflügen, ackern, kämpfen: Die Geschichte der Bauern, ARTE-Doku von Stan Neumann (verfügbar bis zum 27/03/2025)
Die Geschichte der Allmende
zitiert von Allmende Waldgarten
Der Begriff entstand im Hochmittelalter aus dem Mittelhochdeutsch: al(ge)meinde, almeine oder almeide ‚Gemeindeflur‘ oder Gemeinweide‘ und bezeichnete ein im Besitz einer Dorfgemeinschaft befindliches Grundeigentum. Da es im Hochmittelalter keine einheitliche Sprache gab, fanden sich lokal etwas unterschiedliche Bezeichnungen: Allmeind, Allmande, Gemoana (in Teilen Südtirols), Meent (im nordwestlichen niederdeutschen Sprachraum).
Die englische Bezeichnung dafür ist Commons. Commons bezieht sich auch auf spezifische Landnutzungsrechte, die bestimmten Bauern, den Commoners, erlauben, auf Land in Privat-, Kron- oder Gemeineigentum zuzugreifen.
Allmendeformen gab es schon im frühen Mittelalter als gemeinschaftliche Rechte zur Viehweide oder Waldweide, zur Nutzung von Wasser, als Fischereirecht, zum Holzeinschlag oder zur Jagd. Die Gemeinschaften waren klein, die Landschaft weniger kleinteilig organisiert, das Verständnis von Privateigentum anders als heute.
Im späten Mittelalter (15. und 16. Jahrhundert) änderte sich die Situation. Weltliche Herrscher eigneten sich in Deutschland und England die Gemeindeflächen an (Allmende-Raub), Das war ein wesentlicher Grund für den deutschen Bauernkrieg 1525/1526. Wirtschaftliche Probleme, häufige Missernten und der große Druck der Grundherren führten immer mehr Bauern in die Hörigkeit und weiter in die Leibeigenschaft, Zusätzliche Pachten und Dienstverpflichtungen wurden auferlegt. Auch das „Alte Recht“, ein mündlich überliefertes Recht, wurde von den Grundherren zunehmend frei interpretiert oder vollkommen ignoriert. Seit Jahrhunderten bestehende Allmenden wurden enteignet und gemeinschaftliche Weide-, Holzschlag-, Fischerei- oder Jagdrechte beschnitten oder abgeschafft. Viele der einfachen Bauern trauten sich aufgrund ihrer vielfachen Abhängigkeitsverhältnisse nicht, gegen ihre Herren aufzubegehren. Zwischen 1760 und 1830 waren die mittelalterlichen Strukturen weitestgehend verschwunden. Die Gutsherren wurden immer mächtiger.
Das Gesetz sperrt ein,
Männer und Frau‘n,
Die der Allmende Gänse klau‘n
Doch dem größ‘ren Schurken
es erlaubt,
Dass der Gans er die Allmende raubt.
Sühne das Gesetz befiehlt,
Für den, der andern etwas stiehlt.
Doch es verschont die Herrn und Damen,
die uns allen die Allmende nahmen.
Das arme G‘sind wird eingesperrt,
wenn zum Gesetzesbruch es sich verschwört.
Dies sei so recht; doch duldet man,
die Verschwörung, die solch ein Gesetz ersann.
Das Gesetz sperrt ein, Männer und Frau‘n,
die der Allmende Gänse klau‘n,
Doch bleibt der Gans die Allmend gestohlen,
bis wir das Land zurück uns holen.
— Engl. Autor unbekannt, 17. Jhd.