Ein Waldgarten mit Vision

Ganz nach dem Motto Verantwortung füreinander und unsere Umwelt zu übernehmen, starteten wir im November 2024 offiziell das Projekt Uhlbacher Allmenden. Zentral leitend ist dabei für uns die Frage nach einer ökologischen Lebensführung im ökologischen sowie im sozialen Sinne. Mit Menschen aus anderen Initiativen der Essbaren Region Stuttgart und einigen Uhlbacher:innen haben wir – als erstes großes Gemeinschaftsprojekt – auf einer Fläche nahe der Gaststätte 7 Linden in Uhlbach einen Waldgarten angelegt.

Waldgärten, die auch als dynamische Agroforstsysteme bekannt sind, sind ein zukunftsfähiges Konzept, mit dem den Herausforderungen der Klimakatastrophe begegnet werden kann. Durch die Kombination verschiedener Pflanzen auf unterschiedlichen Ebenen des Waldgartens (Baum-, Strauch- und Krautschichten) lässt sich eine begrenzte Fläche effizient nutzen und es ergeben sich vielfältige ökologische Nischen, deren Überschneidungen synergetische Beziehungen zwischen den Pflanzen ermöglichen. Im Gegensatz zu Monokulturen auf Getreide- oder Rapsfeldern liefern Waldgärten resiliente, nachhaltige Antworten auf ein Klima, das zunehmend durch Wetterextreme gekennzeichnet sein wird. Ein Waldgarten erfordert gezielte Pflegemaßnahmen, die sich im Verhältnis zu seiner Langjährigkeit und dem zukünftigen Ertragsabwurf als lohnend erweisen, was zu unserem Netzwerk passt. So ist beispielsweise ein Maronenbaum über Jahrzehnte hinweg ein zuverlässiger Kohlenhydratelieferant mit überschaubarem Pflegebedarf. Damit ist er dem einjährigen Anbau von Getreide oder Gemüsekulturen klar überlegen in Hinblick auf Aufwand und Ertrag. In unserem Waldgarten haben zwei Maronenbäume ihren Platz gefunden.

Der Waldgarten bei den 7 Linden zeichnet sich durch eine enorme Vielfalt an Baumarten aus. An den Aktionstagen wurden insgesamt 35 Bäume und über 30 Beerensträucher gepflanzt [Hier entlang zu den Pflanzenporträts (Seite im Aufbau)!]. Darunter befinden sich verschiedene Obst- und Nussbäume, Beerensträucher und Kräuter. Außerdem informieren wir auf der Fläche darüber, welche Pflanzen wie verwendet werden können. Die Auswahl der Pflanzen gibt den Besucher:innen einen Einblick und Kostproben davon, was in unseren Breitengraden alles wächst und gedeiht. Denn viele der Bäume und Sträucher wachsen bereits wenig beachtet am Wegesrand: Mit dem Waldgarten wollen wir auch dafür sensibilisieren, dass wir umgeben sind von essbaren Früchten und Nüssen und oft einfach nur zugreifen müssten.

Ein wichtiges Merkmal des Projekts ist, dass es von allen Menschen, die sich daran beteiligen, gemeinschaftlich getragen und die Verantwortung auf viele Schultern verteilt wird. Die Aufgaben sind vielfältig und so können alle ihren Platz in der Gemeinschaft finden. Wir arbeiten generationenübergreifend und geleitet von gemeinsamen Werten und Prinzipien, beispielsweise uns gemeinschaftlich, verbindlich und respektvoll im Umgang mit Mensch und Natur zu organisieren. Wir greifen das Prinzip der Allmenden auf, indem wir das Land als soziale Gemeinschaft zusammen pflegen und schützen. Es werden Pflege- und Ernteeinsätze organisiert, zu denen im Netzwerk und lokal eingeladen wird. Außerdem machen wir in kulturellen Veranstaltungen eine Verbundenheit zur Natur und allem Lebendigen erlebbar.

Der Waldgarten ist auch ein Bildungsprojekt, das Besucher:innen dazu einlädt, einerseits das Projekt Uhlbacher Allmenden und andererseits die Pflanzen näher kennenzulernen, zu ernten und zu verweilen. Auf den Flächen der Uhlbacher Allmenden wollen wir nicht nur unter uns bleiben, sondern wir wollen auch auffallen, anstoßen und anregen aktiv zu werden.

Die Aktionstage

An den Aktionstagen der Uhlbacher Allmenden vom 20.-24.11.2024 haben wir die Fläche bei den 7 Linden gemeinsam vorbereitet (Wassermanagement durch Keylines verbessern, Pflanzlöcher graben, Wege anlegen, Sitzgelegenheiten bauen, uvm.) und mit verschiedenen essbaren Gehölzen wie Esskastanien, Birnen, Holunder, Haselnuss, Feige und vielem mehr bepflanzt. An jedem der fünf Aktionstage waren zwischen 15 und 25 Personen vor Ort, die zusammen gepflanzt, gebaut, gegessen und voneinander gelernt haben. Alle vorgesehenen Pflanzen konnten in die Erde gebracht werden, ein Eingangstor, das gleichzeitig als Rankhilfe dient, sowie eine Sitzbank sind entstanden und mit Holzhäcksel wurden Wege angelegt.

Die Aktionstage erfüllten das Bedürfnis nach Verbundenheit, (Ernährungs-)Souveränität und Selbstermächtigung in einem essentiellen Teil unseres Lebens, der Ernährung. Alle Teilnehmenden waren begeistert von dem kraftvollen und verbindenden Gefühl, einen Baum gepflanzt zu haben. Und darum ging es uns auch: Wir wollten zeigen, dass es einfach ist zu lernen Bäume zu pflanzen, dass wir von einander lernen können, wie wir sie schneiden, gießen, pflegen und ernten, sodass sie uns die nächsten 100-200 Jahre über mehrere Generationen ernähren. Das verbindende Gefühl der gemeinsamen Verantwortung wurde gestärkt durch ein täglich wiederkehrendes Rahmenprogramm in Form verschiedener Inputs und Workshops: „Wie pflanze ich einen Baum?“, „Wie baue ich eine Bank?“, „Wie schneide ich einen Beerenstrauch, was sind Keylines oder Mykoriza-Pilze?“ oder „Was ist unser historisches Erbe der Allmende?“. Bei den Aktionstage haben wir die Saat für eine lebendige Gemeinschaft gesät, die erst am Anfang ihrer Entfaltung steht.

Unser Anspruch

Das Projekt ist offen für alle, die sich dafür interessieren und mutig sind Verantwortung für einander und unsere Umwelt zu übernehmen: Alle Uhlbacher:innen, alle Aktiven und Freund:innen der Initiativen in der Essbaren Region Stuttgart, alle Agroförster:innen und Waldgarten-Begeisterte sowie alle Menschen darüber hinaus, die unser Projekt kennenlernen möchten, sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen und die Uhlbacher Allmenden in gemeinsamer Verantwortung zu pflegen.

Bunte Tontöpfe als Pflanzenbeschriftung haben wir ganz bewusst gewählt. Symbolisch wollen wir damit die Vielfalt der Gesellschaft und der Natur darstellen. In der krisenhaften Welt, in der Natur und Menschen systematisch ausgebeutet werden, in der Menschen zur Flucht gezwungen sind und gleichzeitig aus Ländern wie Deutschland abgeschoben werden, ist es uns sehr wichtig Farbe zu bekennen. Und unsere Farbe ist bunt. Wir sind offen für alle Menschen der Erde, die sich an den Prinzipien einer ökologischen Gemeinschaft orientieren wollen, unabhängig von Geschlecht oder Herkunft. Bei uns gibt es keinen Platz für rechte Hetze und andere menschenverachtenden, diskriminierende Einstellungen.

Warum jede:r Verantwortung übernehmen kann

Erfahrungsgemäß gibt es viele Gärten und Flächen, die brach liegen oder verwahrlosen, weil sie nicht mehr marktwirtschaftlich nutzbar sind oder für eine Person die Arbeit zu viel ist. Sich als Gemeinschaft zu finden und die Sorge für eine Fläche zu übernehmen, gibt uns die kollektive Kraft für die Aufgabe. Die Sinnhaftigkeit in unserem Tun negiert den Zwang zum grenzenlosen Wachstum und dafür können wir nie genug Menschen sein. Jede und jeder kann direkt vor der eigenen Haustür mit ihrer/seiner Nachbarschaft damit anfangen. Um unser Lokalklima zu schützen und Verantwortung zu übernehmen, ist jede kleine Initiative wichtig. Denn viele kleine Beiträge führen zum großen Ganzen.